Artikel zu Share Economy –„Teilen oder Besitzen?“

Pascal

In Zeiten einer immer weiter voranschreitenden Ausbeutung der Erde, die mehr und mehr zur Klimakatastrophe zu werden droht, ist es wichtiger denn je, Wege zur Ressourcenschonung zu finden. Wenn viele Menschen eine Sache nutzen können, sodass sich diese nicht jeder einzelne anschaffen muss, scheint dies ein ressourcenschonender Weg zu sein. Hast du schon von der Share Economy, oft auch Sharing Economy genannt, gehört? Diese Art von Community lebt vom Prinzip des Teilens und boomt seit Jahren gewaltig. Die Umsätze wurden auch hierzulande vervielfacht. Doch handelt es sich dabei wirklich um etwas zukunftsfähiges, gar zukunftsweisendes? Oder stellt sich die Share Economy doch nur als eine weitere, scheinbar umweltbewusste Idee heraus, deren Grundgedanke so klar war wie letztendlich ihr Scheitern?

Damit etwas wirklich groß werden kann, ist es wichtig, dass es sich auch einer entsprechenden Beliebtheit erfreut. Dies scheint bei der Share Economy durchaus gegeben zu sein, wie eine im Spiegel erschienene Umfrage zeigt. In dieser hielt etwa die Hälfte der Befragten das Modell „Leihen statt Kaufen“ für ein erfolgreiches Modell der Zukunft. Auch wenn du dir jetzt vielleicht denkst, dass 50 % nicht viel sind, kann eine umweltbewusste Durchführung des Modells „Leihen“ von 50 % der Menschen viel bewirken. Davon bin ich überzeugt. Es sagt ja auch keiner, dass das Modell im Bereich der Ressourcenschonung der einzige Ansatz ist und sämtliche Umweltprobleme lösen muss. Wobei wir an dieser Stelle die Ressourcenschonung durch die Share Economy im Grundsätzlichen diskutieren müssen. Denn auch wenn man seine „eigene“ Share Economy nur im Kreise der Nachbarschaft sieht, so handelt es sich bei der Share Economy um einen landesweiten, wenn nicht gar europaweiten Trend. Und bei einem solchen Trend gibt es immer auch Start-ups und Investoren, die in diesem ein möglichst gewinnbringendes Geschäftsmodell sehen.

Auch wenn das zur Expansion des Modells beitragen kann, gibt es gleichzeitig auch eine Kehrseite der Medaille. Denn natürlich wollen die meisten am Ende mit ihrer Idee Geld verdienen, und sehen sie nicht nur als ein gemeinnütziges Projekt an. Um mit anderen mithalten zu können, sind die Preise bei Sharing-Angeboten oft besonders günstig, was vorteilhaft sein kann. Es kann aber auch dazu kommen, dass sich die Menschen dadurch schneller Sachen leisten können und insbesondere mehr davon. Wenn man sich bspw. durch das kostengünstigere Nutzen als Ferienwohnung von Wohnungen, die gerade nicht gebraucht werden, zwei Urlaube pro Jahr mehr leisten kann und die Reise gar mit dem Flugzeug unternimmt, verschlechtert sich die CO2 Bilanz letztendlich. Allerdings erhöhen solche Angebote selbstverständlich die Flexibilität für Nutzer und erweitern die Auswahl. Am Ende ist hier auf die Vernunft der Menschen zu setzen, die für das Erreichen sämtlicher ökologischer Ziele essenziell ist. Durch diverse kostenpflichtige Angebotedroht die Share Economy zunehmend kommerzialisiert zu werden, da durchaus auch versucht werden könnte, Geld mit etwas zu verdienen, wo kostenloses Teilen vorher immer selbstverständlich war. Als Positivbeispiel möchte ich hier jedoch das Foodsharing nennen. Hier wird von den sogenannten „Foodsavern“ die kostenlose Anbietung des Essens vonseiten der Ladenbesitzer oft als Bedingung genannt, um das Essen nach Ladenschluss überhaupt abholen zu dürfen. Ein weiterer Punkt der Gegenseite, der bedacht werden sollte, ist die, zugegebenermaßen in Deutschland oft ziemlich auf das Modell „Besitzen“ ausgerichtete, Gesetzeslage. Doch natürlich herrscht zwischen den Anbietern der Modelle oft ein gewisser Konkurrenzkampf, weshalb es bei den Sharing-Anbietern zu einer Unterbietung von Standards kommen kann, wie bspw. der Fall des viel kritisierten US-amerikanischen Unternehmens Uber zeigt. Dieses tritt inzwischen auch in Deutschland in direkte Konkurrenz zu herkömmlichen Taxiunternehmen. Da sich Uber jedoch als Sharing-Plattform versteht, weil die Taxifahrten digital vermittelt werden, halten sie sich nicht an für Taxiunternehmen verbindliche Regeln. Der Grat zwischen legal und illegal kann sehr schmal sein, weshalb man Uber aufgrund der Tatsache, dass viele Risiken von Fahrer und Kunde getragen werden, als gefährliche Grauzone einstufen kann. Wenn man sich in der Nachbarschaft gegenseitig kleinere kostenlose Dienste leistet, kann man in den Bereich der Schwarzarbeit kommen, da so Steuern wegfallen. Bei so etwas hilft es, sich vorher darüber zu informieren, da man natürlich auch nicht immer zwingend für jede Dienstleistung große Unternehmen und Betriebe anheuern muss. Letztendlich kommen wir wieder final auf die Ressourcenschonung zurück bzw. sollten nun ein Fazit ziehen.

Vielleicht denkst du dir, dass der Text insgesamt eher negativ gehalten war und jetzt bestimmt ein vernichtendes Urteil kommt. Doch so wird es nicht sein. Sicherlich gibt es Punkte, die gegen die Share Economy sprechen. Sie wurden im Artikel hinreichend erwähnt. Doch bei hohem Verantwortungsbewusstsein seitens der Nutzer und der Anbieter steht der Share Economy eine erfolgreiche Zukunft offen. Die Nutzer müssen alle Angebote wie jedes, auf ein Besitzmodell ausgerichtetes Angebot auch, genau untersuchen und sollten die Sinnhaftigkeit des Angebots im Zweifel auch hinterfragen. Wie erwähnt ist die deutsche Gesetzeslage für viele Anbieter ein Problem oder wird dreist umgangen. Hierbei muss künftig auch von offiziellen Institutionen geschaut werden, inwieweit Regeln gelockert werden können, ohne dabei aber bspw. die Sicherheit der Nutzer zu gefährden. Damit das geschieht, wird sich die Share Economy jedoch in gewisser Weise auch dauerhaft bewähren müssen, was nicht von heute auf morgen gehen kann. Die Nachhaltigkeit der Angebote muss dabei eine hohe Priorität einnehmen, um Zweifel zu mindern und Ressourcen zu schonen, da ökologische Aspekte bei Entscheidungen zunehmend eine größere Rolle einnehmen. Wenn dies geschieht, bin ich davon überzeugt, dass aus der Share Economy mehr werden kann als ein Trend, den es, zumindest unter Nachbarn, eigentlich schon immer gab.

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