Fliegen, nur anders

EULE

von Magdalena (9a)

Es ist Donnerstag, kurz vor 18:00 Uhr. Ich mache die erste Tür auf, laufe den kurzen Gang an der Pizzeria entlang und stehe vor einer dunkelbraun angestrichenen, doppelten Schwingtür. Ich mach sie auf und stehe in der Turnhalle des 1894 gegründeten Sportvereins TV Nieder-Beerbach 1894. Das Trampolinturnen wird seit dem Jahr 1970 im Verein angeboten und von ca. 80-90 Kindern und Jugendlichen in der Woche betrieben. 

Um mich herum ist Trubel. Die Kinder der Trampolingruppe vor meiner Gruppe haben gleich Trainingsende. Es sind drei Trampoline aufgebaut. Auf der blauen Abdeckung der Trampoline steht jeweils ein Trainer oder Trainerin, der oder die aufpasst und ein Kind trainiert. Die anderen Kinder rennen umher, spielen mit Seilen und Ringen oder gammeln auf den Matten und Läufern herum, die zur Sicherheit vor und neben den Trampolinen liegen. Ich grüße die Trainer, gehe vorbei an den Trampolinen und lege meine Sachen auf einer der Bänke ab, die an der Wand stehen. Unter meiner Jeans und meinem Pulli trage ich schon Sportklamotten. Ich ziehe Jeans und Pulli und die Schläppchen an. Beim Trampolinturnen ist es wichtig, dass man etwas an den Füßen hat. Socken oder Schläppchen, was von beidem ist egal, Hauptsache etwas, denn wenn man barfuß springt und sich ein Zeh im netzartigen Sprungtuch verfängt, kann es schnell zu Schmerzen und Verletzungen kommen. 

Jeden Mittwoch und Donnerstag ist Training. Mittwochs ist Open-Door-Training. Jeder ab 10 Jahren kann dort teilnehmen. Donnerstags ist um die gleiche Zeit, von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr Training für die Wettkampfgruppe. Davor ist die Breitensportgruppe für 1,5 Stunden dran. Danach ist für die, die noch Lust, Zeit und Kraft haben, bis 22 Uhr Training. Auch samstags hat man die Möglichkeit von 10:30 Uhr bis 13:30 Uhr zu trainieren. Dabei wird auf dem sogenannten Doppel-Mini trainiert. Eine Art kleines Trampolin.

 „Alle Grundschüler nach vorne,“ schallt es durch die Halle. Es ist 18:00 Uhr und das Training der Wettkampfgruppe beginnt. Solange die Kinder der vorherigen Gruppe ihre Sachen packen und noch nicht alle aus meiner Gruppe da sind, nutzen ein paar andere und ich die Chance, auf den Trampolinen herum zu dotzen. Im Training selbst darf man das, wenn überhaupt, erst ganz am Ende. 

Als dann alle da sind, beginnt das Training. Je nach Wetter und Temperatur gibt es 2 verschiedene Arten zum Aufwärmen. Wenn es warm ist und nicht regnet, wird draußen auf der Wiese vor der Halle zusammen barfuß Fußball gespielt. Ist es eher kalt oder regnerisch, spielt man „Abwerfen“ in der Halle. Dabei spielt jeder gegen jeden und wenn man von einem der Bälle abgeworfen wird, muss man 5 Liegestütze machen. 

Nachdem wir eine Runde ,,Abwerfen“ gespielt haben, setzten wir uns vor die Trampoline. Unser Trainer, Christian Bausch, ehemaliger Deutschland- und Hessenmeister, gibt die Übungen vor, mit denen wir unsere Dehnbarkeit, Kraft und Ausdauer trainieren. „Wir halten jetzt so lange Spagat, bis alle in der richtigen Position sind,“ ruft unser Trainer. In Gedanken bettle ich darum, dass die anderen sich beeilen. Das Ziehen in den Beinen wird immer stärker und meine Arme, mit denen ich mich abstütze, fangen an zu zittern. „Und ab,“ höre ich. Erleichtert lasse ich mich auf den Läufer fallen. 

Die Gymnastik ist beendet und wir werden vom anderen Trainer, Udo Bausch, den Geräten zugeteilt. Die jüngeren werden den hinteren zwei Trampolinen zugewiesen. Denn diese Trampoline sind etwas weicher und daher optimal geeignet, neue Sprünge zu üben und zu lernen. Ich gehe zum vordersten Trampolin, dem Ultimate. Dieses Trampolin ist etwas härter. Außerdem hat es ein besonderes Sprungtuch, bei dem man höher fliegt. Dafür braucht man jedoch mehr Kraft und Stabilität, um sich nicht zu verletzten. Jüngere Kinder haben diese meistens noch nicht. 

Als ich dran bin, zeige ich dem Trainer meine Pflicht, also die Zusammensetzung von zehn unterschiedlichen Sprüngen, die man in einem Wettkampf turnen muss. Ich werde korrigiert, springe gleich noch einmal und darf dann Pause machen. In der Pause macht man nicht wirklich Pause, denn neben der Tür hängt eine White Board Tafel, auf der viele verschiedene Aufgaben stehen, die man erledigen muss, z. Bsp. Sit-Ups, Liegestütze, Klimmzüge und einiges mehr. Ich mache Sit-Ups und schaue dabei einem älteren Turner zu. Bei ihm wird die Schiebematte verwendet. Dies ist eine Matte, die einen Absturz oder eine fehlerhafte Landung angenehmer macht und einen möglicherweise vor Verletzungen schützt. 

Schon häufig habe ich gehört „Trampolin ist doch kein Sport, man hüpft doch nur herum!“ Ja, man hüpft nur herum, aber da der Sport Trampolinturnen heißt und nicht Trampolinhüpfen, werden auf dem Trampolin gewisse turnerische Elemente geturnt, für die man Spannung, Kraft und Konzentration benötigt. Trampolinturnen kann man daher schon als Sportart ansehen. Nach mehreren Runden Springen und (Krafttraining-)Pausen neigt sich das Training für mich um 20 Uhr dem Ende entgegen. Von meinem Trainer höre ich: „Sehr gutes Training!“ Ich ziehe mich um, packe meine Sachen zusammen und verabschiede mich von allen. Ich gehe wieder durch die doppelseitige, dunkelbraune Schwingtür, den Gang an der Pizzeria vorbei und gehe durch die zweite Tür nach draußen, wo ich die klare Luft einatme und vor Müdigkeit fast umfalle.

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