Am Samstag den 09.12.23 um 17:45 Uhr trafen sich die Altgriechischkurse am Jugendstil-Bad, um zusammen ins Theater zu gehen. Und wie man es von Altgriechischkursen nicht anders erwartet, besuchten wir natürlich eine griechische Tragödie. Naja, eigentlich waren es sogar zwei, die direkt hintereinander aufgeführt wurden. Nachdem alle da waren, stiegen wir in einen Bus, der uns nach Ludwigshafen bringen sollte, wo die Tragödien gespielt werden. Aus jedem Griechischjahrgang war jemand dabei, sowohl von den alten Hasen aus der Q3, als auch von den ganz neuen Altgriechen aus dem 9. Jahrgang. Begleitet wurden wir von Frau Runge, Herr Lahann und Herr Kremendahl, welcher das ganze Projekt für seinen Q3 Kurs auf die Beine gestellt hatte.
Die Fahrt nach Ludwigshafen dauerte etwas mehr als eine Stunde und alle waren voller freudiger Erwartungen auf die Vorstellung. Gegen 19 Uhr erreichten wir im strömenden Regen das Theater im Pfalsbau. Drinnen angekommen zeigten wir unsere Eintrittskarten vor, gaben unsere Jacken an der Garderobe ab und begaben uns in den ersten Stock. Wir betraten eine Art Vorhalle. Diese war mit rotem Teppichboden ausgelegt und überall verteilt standen Stehtische, an denen bei unserem Eintreffen schon die anderen Theatergäste standen und sich etwas zu trinken oder einen kleinen Happen zu essen von der Bar genehmigten. Bevor die Stücke starteten, gab es noch eine kleine Einführung, welche wir uns anhörten. Eine Frau erzählte uns, dass Griechische Tragödien nur von 4 Schauspielern aufgeführt werden und ein Schauspieler oder eine Schauspielerin mehrere Rollen spielt. Außerdem wurden bei dieser Interpretation der Tragödien nicht auf das Geschlecht der Schauspielenden geachtet, also das Frauen auch männliche Rollen übernehmen und umgekehrt. Um halb 8 erklang ein Gong und wir betraten den Theatersaal.
Der Saal war für einen Theatersaal mittelgroß, mit dem gleichen roten Teppichboden ausgelegt wie die Vorhalle und es waren Sitzreihen aufgebaut. Und ganz vorne gab es natürlich eine Bühne. Wir nahmen unsere Plätze in der ersten und zweiten Reihe ein und die erste Tragödie begann. Sie erzählte die Geschichte des Philoktet, der wegen einer durch einem Schangenbiss verursachten, unheilbaren Wunde am Fuß von Odysseus auf einer Insel ausgesetzt worden war, während sich der Rest des griechischen Heeres auf dem Weg nach Troia machte, um die schöne Helena zurückzuerobern. 10 erfolglose Kriegsjahre seitens der Griechen und 10 einsame und schmerzerfüllte Jahre seitens Philoktets später fassen die Griechen, mit Odysseus an ihrer Spitze, den Entschluss, Philoktet zurückzuholen, da er im Besitz eines göttlichen Bogens und giftigen Pfeilen war, welcher den Griechen zum Sieg verhelfen sollte. In dieser Aufführung wurde der Teil, in dem Odysseus mit einem Sohn des Achilles zusammen versucht, Philoktet zum mitkommen nach Troja zu überzeugen, gezeigt. Die Darstellungsweise dieser Tragödie war ein geniales Zusammenspiel aus schauspielerischem Talent, Bühnenbild und Atmosphäre, hervorgerufen durch Musik und bunten Lichtern.
Die 4 Schauspieler und Schauspielerinnen zogen uns alle mit ihrer altertümlichen Ausdrucksweise, ihrer Mimik, ihrer Gestik und ihren Bewegungen in ihren Bann. Das Bühnenbild war perfekt auf die Tragödie abgestimmt und wurde großartig in das Schauspiel mit eingebunden. Das Sahnehäubchen war dann noch die perfekt angestimmte Musik und das Licht, welches passend zur Stimmung seine Farbe und Helligkeit änderte. Eine Stunde lang ließen wir uns von Philoktets Geschichte verzaubern, dann war es vorbei und es gab eine halbe Stunde Pause. Beim verlassen des Theatersaals wurde das Stück in seiner Darstellungsweise von der Q3 als Gänsehaut hervorrufende Aufführung bezeichnet. In der Pause haben auch wir uns das ein oder andere Getränk an der Bar gegönnt, die einen mit, die anderen ohne Alkohol. Eine halbe Stunde lang hatten wir Zeit, uns über das Gesehene auszutauschen, bis es schließlich mit der zweiten Tragödie weiterging. Sie heißt Antigone und es wurde die Geschichte von König Kreon von Theben erzählt. Eigentlich wäre er gar kein König geworden, allerdings war er, nachdem sich die beiden eigentlich Thronfolger, seine Neffen, im Streit um die Herrschaft gegenseitig erschlagen hatten, der nächste mit einem Anspruch auf die Krone. In dem Theaterstück wurde erzählt, wie Kreon seine Nichte Antigone, die Tochter des früheren Königs, sein Bruder, hinrichtet, da diese seinen direkten Befehl, ihren einen Bruder nicht zu beerdigen, missachtet hat. Daraufhin erstach sich der Sohn des Königs, der gleichzeitig Antigones Verlobter war. Auch dieses Stück war eine großartige Aufführung. Beeindruckend fand ich hier, wie viele Personen mit nur 4 Schauspielerinnen und Schauspielern dargestellt werden und wie ausdrucksstark die Schauspieler ihre Rollen spielen. Man konnte richtig nachvollziehen wie sich die verschiedenen Rollen gerade gefühlt haben. Eine Sache fand ich besonders gut gemacht, nämlich die Darstellung des Chors. Auch dieser wurde nur von den 4 Schauspielern verkörpert und damit man weiß, das diese gerade nicht in ihrer eigentlich Rolle sind, sondern den Chor als eine Art Ratgeber und stillen Beobachter der Rollen verkörpern, haben die Schauspieler einfach Masken angezogen, die Augen und Nase bedeckt haben und welche mir das Gefühl gegeben haben, das neue, wertfreie Menschen vor mir stehen. Auch diese Tragödie ging eine Stunde und als es um 22 Uhr zu Ende war, bekamen die Schauspieler und Musiker einen kräftigen und total verdienten langen Applaus. Die Lichter im Theatersaal gingen an und wir begaben uns zurück in die Vorhalle.
Lange hielten wir uns dort allerdings nicht mehr auf, sondern holten unsere Jacken von der Garderobe ab und machten uns auf den Weg in Richtung Bus, der uns wieder zurück nach Darmstadt bringen sollte. Wir setzten uns in den Bus und alle waren begeistert von diesem Abend. Auf der Rückfahrt richtete Herr Kremendahl noch ein paar Worte an uns. Er sagte, dass er es toll findet, dass so viele mitgekommen sind und dass solche Erlebnisse uns als Altgriechisch Lernenden zusammenschweißen. Gegen 23:30 Uhr erreichten wir den Parkplatz des Jugendstielbads, von dem aus alle selbstständig nach Hause fuhren oder abgeholt wurden. Ich fand es einen sehr tollen Abend und hoffe, dass dies nicht der letzte Ausflug der Altgriechischkurse war.
Es war wirklich ein tolles Theater. Mir gefällt es super, wie du alles so detailliert beschrieben hast. Ich glaube, selbst wenn man nicht dabei war, hat man jetzt eine sehr gute Vorstellung davon, was passiert ist.