Hell on the Highway

EULE

von Lidia (11b)

„Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön“ …oder? Naja, das dachten wir, die Klassen 11b und 11c auch – bis zu unserer Rückfahrt nach der Berlinfahrt. Warum diese Fahrt so haarsträubend war und warum sie 18 Stunden gedauert hat, erfahrt ihr in dem folgenden „Bericht“, den ich mithilfe von fleißigen Fotograf*innen für euch erstellt habe. 

Los ging es erstmal am Freitag den 30. Juni um 12 Uhr, nämlich nach unserem Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Nach der wirklich interessanten Führung und einer sehr ereignisreichen Woche haben wir uns natürlich wieder auf das schöne Darmstadt gefreut und stiegen so ziemlich guter Dinge in die beiden Busse ein. Zuvor muss ich sagen, dass die Klimaanlage des einen Busses (der im Übrigen noch Hauptfigur dieser Geschichte werden wird) bereits auf der Hinfahrt nicht funktionierte. Daher wollten wir auf der Rückfahrt mit den anderen beiden Klassen, 11a und 11d, tauschen, jedoch gab es ein Missverständnis und wir landeten mit unseren Lehrern Herr Schreyer, Herr Reubold, Herr Karbon und Herr Harres wieder in dem Sauna-Bus. ‚Also gut‘, dachten wir uns, ‚wenigstens ist es heute nicht so warm‘, und die beiden Busse fuhren ab. Allerdings begann unser Bus dann eine äußerst interessante Route einzuschlagen, die uns sage und schreibe zwei Stunden lang (mit Ausnahme einer etwa zweiminütigen Fahrt auf der Autobahn) durch die engsten und verwinkeltesten Straßen Berlins geführt hat. Irgendwann haben die Lehrer den Busfahrer dann gefragt, was wir hier eigentlich tun und der hat ihnen schließlich erklärt, er müsse noch sein Gepäck aus dem Hotel holen, in dem er die Woche übernachtet hatte. Also haben wir mitten im Wald (so fühlte es sich zumindest an) angehalten und der Busfahrer ist seine Sachen holen gegangen. Tja, allerdings kam er dann erstmal nicht wieder, sodass Herr Schreyer und Herr Karbon ihm hinterher gegangen sind. Als die dann auch nicht wieder kamen, ist auch noch Herr Reubold losgegangen und wir standen also mit Herr Harres und einem Bus da.  

Nach einer halben Ewigkeit und ein bisschen singing-in-the-rain sind die vier dann aber wieder aufgetaucht (warum der Busfahrer sein Gepäck nicht schon vorher geholt hat und warum er eine Nacht im Bus geschlafen hat, bleibt teilweise ungeklärt) und wir konnten etwa um halb drei endlich weiterfahren. Beim Fahren ist es dann auch eine Weile geblieben: Wir sind fast vier Stunden lang ohne Pause auf der Autobahn gefahren, was wir unserem äußerst „kooperativem“ Busfahrer zu verdanken haben, der an gleich mehreren Raststätten vorbeigefahren ist, obwohl die Lehrer ihn immer wieder darum gebeten haben, anzuhalten. Ihr müsst bedenken, niemand hatte mit so etwas gerechnet, sodass viele von uns nichts zu essen dabeihatten und natürlich mussten auch alle auf die Toilette. Irgendwie muss ich während der Fahrt wohl eingeschlafen sein, ich erinnere mich nämlich noch daran, wie ich dadurch geweckt wurde, dass unsere Lehrer den Busfahrer SEHR ENERGISCH darauf hingewiesen haben, dass es so definitiv nicht weiter gehen kann. Der Rastplatz Eichelborn-Nord, auf den der immer merkwürdiger werdende Busfahrer dann einbog, war dann endlich unsere Rettung. Dachten wir zumindest. Bevor ich euch genaueres erzähle, folgende Fotos sind bei der Hauptlocation unseres Abenteuers entstanden: 

zerstörte Bordsteinkante
überfahrene Tupperdose
50 m lange Bremsspur

Wie das alles passiert ist? Das, liebe Leute, passiert, wenn ein Bus über eine zu hohe Bordsteinkante fährt. Das daraus resultierende Problem beschränkte sich nur leider nicht auf einen Plastikbehälter und ein paar lose Steine, sondern der Bus selber hat auch noch so manchen Schaden davongetragen. Herr Schreyer ist dann zum Beispiel aufgefallen, dass der eine Reifen eine ziemliche Delle hatte und auch eindeutig etwas platt war.  

Daraufhin wurde die Autobahnpolizei gerufen, die wiederum das Fachdezernat bestellte, um den Schaden besser einschätzen zu können. So haben wir dann erfahren, dass es definitiv nicht empfehlenswert ist, mit diesem Bus noch weiter zu fahren (es gab Schäden an zwei Reifen, Probleme mit den Bremsen, etc.), zumal auch mittlerweile alle ein bisschen Angst vor dem Busfahrer und seinem Verhalten hatten. Während die Lehrer also einen Plan B ausgetüftelt haben, ist die Polizei erstmal dageblieben, um sich den Bus noch weiter anzuschauen und aufzupassen, dass der Busfahrer nicht wegfährt, unter anderem weil ja auch noch unsere Koffer im Bus waren. Das Ganze sah dann ungefähr so aus: 

Während ihrer Untersuchung haben die Polizei und das Fachdezernat herausgefunden, dass der Bus nicht nur keine gültige TÜV-Plakette hatte, sondern sogar am Morgen desselben Tages bei einer Inspektion gewesen war, bei der der Busfahrer einen dreiseitigen Bericht über die Mängel des Busses erhalten hatte. Das hat aber verschiedene Menschen (so zum Beispiel auch das Busunternehmen) scheinbar wenig gekümmert. Außerdem haben wir erfahren, dass der Bus eigentlich schon auf der Hinfahrt nicht als sicher galt, jedoch trotzdem eingesetzt wurde, weil unser eigentlicher Bus gerade in der Reparatur war. Aber gehen wir weiter in der Geschichte, denn es kommt noch mehr. Mittlerweile ist es dann kalt und dunkel geworden und alle haben sich im nahen McDonalds hingesetzt. Hier haben wir auch einen Großteil des Abends verbracht. 

Irgendwann, so gegen 22 Uhr als dann auch die Polizei weg war, haben wir dann endlich erfahren, wie wir hier wieder wegkommen sollen: Der Bus, der davor unsere beiden Parallelklassen nach Darmstadt gebracht hatte, würde mit einem anderen Fahrer zurückkommen und uns hier abholen. Um 1 Uhr nachts. Der Plan war also, so lange im McDonalds zu bleiben, bis der zu macht und dann in den kaputten Bus einzusteigen, damit es wenigstens nicht so kalt ist. Gesagt getan, um 23 Uhr mussten wir McDonalds verlassen und liefen zum Bus, jedoch erwies sich der eigentlich simple Plan als äußerst schwierig. Leute, ich kann euch sagen, wenn ihr dachtet die Story ist komisch, hier kommt noch mehr: Der Busfahrer hat sich im Bus verbarrikadiert. Das größte Problem war jedoch, dass mit ihm in dem Bus noch zwei Leute aus unserer Klasse feststeckten, die der Fahrer nicht gehen lassen wollte. Nach langer Diskussion hat er die beiden dann aber rausgelassen und hat die Tür wieder abgeschlossen um „zu schlafen“. Wir standen also draußen und konnten nicht besonders viel tun. 

Die Lehrer haben daraufhin erneut die Polizei angerufen, dieselben Polizisten von davor rückten an und der Busfahrer hat uns schließlich rein gelassen. Als das alles erledigt war, musste uns dann leider noch Herr Schreyer verlassen. Er hatte nämlich von Anfang an geplant in Eisenach auszusteigen (eigentlich um 17 Uhr), um seine Eltern zu besuchen. Stattdessen wurde er dann um halb zwölf am Rastplatz abgeholt. Übrigens hatte der Ersatzbus aus Darmstadt noch eine Stunde Verspätung, wir haben also die Zeit bis 2 Uhr auf dem Parkplatz verbracht. Die konnten wir aber recht gut unter anderem mit Yoga nutzen, und so haben einige von uns noch einen Baum für Herr Schreyer gemacht, weil er ja nicht mehr hier sein konnte. 

Der Fahrer, der um 2:15 Uhr endlich mit dem Ersatzbus anrückte, war der Chef des Busunternehmens höchstpersönlich. Er hat uns dann mit einer kurzen Pause bis kurz nach sechs in der Frühe zum Nordbad geschafft. Trotz der ganzen Aufregung und insgesamt sieben Stunden Wartezeit in Eichelborn muss ich jedoch sagen, dass wir auch viele positive, lustige und schöne Momente hatten. Eins der Highlights (neben Geschichten aus der Jugend unserer Lehrer) war auch auf jeden Fall der Sonnenaufgang. Besonders als man ihn zeitweise über der Skyline von Frankfurt sehen konnte, hat es sich wie in so vielen Momenten in unserer Geschichte angefühlt wie in einem Film. 

Was übrigens mit dem Fahrer und seinem Bus weiter passiert ist, wissen wir (oder weiß ich zumindest) nicht. Was relativ sicher ist, dass er nicht abgeschleppt wurde, da sich die Kosten für diesen Bus in der Hinsicht nicht lohnen würden. Außerdem haben sowohl der Busfahrer, als auch der Chef des Busunternehmens mehrere Anzeigen bekommen. Das könnt ihr auch in den zahlreichen Artikeln nachlesen, die noch am selben Tag über unser Erlebnis veröffentlicht wurden. Die ganze Sache fühlt sich schon jetzt (derselbe Tag, an dem wir angekommen sind) so unwirklich an, dass ich es vielleicht gar nicht glauben würde, wenn wir keine Bilder gemacht hätten. So, jetzt gehe ich aber schlafen, ich habe nämlich in den letzten ca. 35 Stunden insgesamt 20 Minuten geschlafen. Schöne Ferien, und passt auf, falls ihr dann in irgendeinen Bus einsteigen solltet! 

Postcrossing

Die „Terra Mineralia“ 

3 Gedanken zu „Hell on the Highway“

  1. Habe ihn schon mehrmals gelesen und er nimmt mich immer noch mit. Fühlt sich an wie in einem falschen Film. Sehr stark geschrieben. Zum Glück ist euch nichts passiert.

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