Der Tod von Queen Elizabeth II markiert zweifellos eine Zeitenwende für Großbritannien und insbesondere für die britische Monarchie. Mehr als 70 Jahre saß Elizabeth II auf dem Thron und erfreute sich dabei größtenteils der Beliebtheit ihrer Völker, auch wenn sie dabei sicherlich auch das ein oder andere versäumt hat. Nun hinterfragen jedoch viele Menschen nach ihrem Tod die Monarchie in Großbritannien und in anderen Ländern. Wenn sich die gröbste Trauer gelegt hat, dürfte der Widerstand steigen. Hat die Monarchie noch eine Zukunft?
Etliche Menschen auf der gesamten Welt trauerten und trauern weiterhin um die verstorbene Monarchin. Manche Menschen warteten mehr als 14 Stunden im Regen, um den Sarg der Queen sehen zu können, das Team des Buckingham Palasts soll mehr als 50.000 Kondolenzbriefe erhalten haben, die sogar alle durchgelesen werden sollen. Doch natürlich reagierten auch viele Politiker und Staatsoberhäupter auf der gesamten Welt betroffen auf den Tod der Königin. Darunter waren auch Politiker aus den Staaten, in denen jetzt König Charles III das formale Staatsoberhaupt ist. Diese Staaten, wie beispielsweise Kanada oder Australien, sind weiter Monarchien. Dass dies so blieb, war unter anderem ein Verdienst von Elizabeth II, der es gelang, auch in diesen Ländern viele Sympathien zu sammeln und so beim Volk anerkannt zu werden. Auffällig war hierbei aber, dass manche Politiker schon direkt in ihren Kondolenzschreiben vermerkten, dass es nun an der Zeit für das jeweilige Land sei, zu einer Republik zu werden. In den nächsten Jahren werden dazu in vielen Ländern Referenden erwartet. Ein solches gab es beispielsweise in Australien schon 1999. Damals schon stimmten 45 Prozent der Australier für die Umwandlung in eine Republik, der Zuspruch dürfte in den letzten Jahren gewachsen sein. Für Ärger sorgte auch, dass es der Königin nicht gelang, sich zu einer Entschuldigung ob der Verbrechen in der Kolonialzeit durchzuringen. Charles tat dies bei seinen ersten Reden jedoch auch nicht. Vielen Leuten schweben noch heute die schrecklichen Bilder zur Zeit der Kolonien und des Imperialismus’ vor Augen. Dass sich das Königshaus davon noch nicht wirklich lösen konnte, könnte ihm viele Jahrzehnte später zum Verhängnis werden. Es wird von König Charles’ Beliebtheit und Geschick abhängen, ob es ihm gelingt, den losen Staatenbund, der Commonwealth, zu halten und vor seiner Auflösung zu bewahren.
Genauso große Herausforderungen warten auf den neuen König natürlich auch im eigenen Land. Die hohe Inflation, die in Großbritannien (Stand August) 10 Prozent beträgt, und die Energieknappheit beschäftigen viele Haushalte und sorgen mitunter auch für Geldknappheit. Für die königliche Familie müssen die Bürger in Großbritannien Steuern bezahlen, insgesamt 86 Mio. Pfund (mehr als 100 Mio. Euro) verschlangen die Royals in 2020. Ob es das den Briten auf Dauer wert ist? Die Royals gaben in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit nicht immer ein gutes Bild ab – die ewige Posse um Harry und Meghan und die Taten von Andrew kratzten am Image. Viele solcher Fauxpas werden sie sich künftig nicht mehr leisten können. Insgesamt soll, will und muss der neue König die Monarchie modernisieren, um sie weiter zu rechtfertigen. Ein heikles Thema hierbei könnte schon seine Krönung sein, die voraussichtlich im nächsten Frühling oder Sommer stattfinden wird. Die von Elizabeth II kostete damals über eine Million Pfund, was aus heutiger Sicht zwar vielleicht ziemlich wenig zu sein scheint, inflationsbereinigt heute aber ca. 46 Mio. Pfund wären. Solche Summen wären heute kaum zu rechtfertigen, sodass die Krönung wohl schlichter als damals ausfallen soll.
Ein Pluspunkt für König Charles könnte sein Engagement für Klima- und Umweltschutz werden, für das er früher zwar belächelt wurde, das heute aber ein wichtiger Schlüssel werden dürfte, um auch junge Menschen von sich zu überzeugen. Problematisch werden könnte dabei aber die neue Premierministerin und ehemalige Außenministerin Liz Truss, die Befürworterin von Atomenergie und Fracking ist und umweltpolitisch als Konservative eher unengagiert wirkt. Bricht der König mit der Tradition der politischen Neutralität?
Insgesamt gibt es viele zu überwältigende Hürden für Charles und das gesamte Königshaus. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese überwunden werden können. Nach den ersten wenigen Wochen kann man darüber noch keine großen Aussagen tätigen, auch wenn die positiven Umfragewerte für Charles wohl zugenommen haben. Aber als der König, der am längsten Thronfolger Nummer eins war, sollte er auf seine Aufgaben auch gut vorbereitet sein…