Auslöschung. Ein Zerfall: Eine Theaterstück-Rezension

EULE

von Merle (10d)

Ich war vor kurzem in dem Theaterstück “Auslöschung. Ein Zerfall” im Staatstheater Darmstadt; aufgeführt in den Kammerspielen; und ich erzähle hier einmal, wie es mir gefallen hat.

“Auslöschung. Ein Zerfall” wird vom Staatstheater Darmstadt ab 16 Jahren empfohlen und es geht in dem Stück um Franz-Josef Murau. Der Roman zu „Auslöschung. Ein Zerfall“ wurde von dem Österreicher Thomas Bernhard geschrieben. Der Roman und das Theaterstück erzählen von der Kindheit und Jugend von Murau in Wolfsegg (Name des Anwesens; in Oberösterreich). Dabei berichtet der Protagonist von seiner katholischen und nationalsozialistischen Familie, welche ihn für sein ganzes Leben negativ beeinflusst hat, sodass er sie so früh er konnte verlassen hat und in verschiedenen Städten und Ländern vor seinen Erinnerungen auf der Flucht war. Jedoch muss er nach dem Tod seiner Eltern und seines Bruders durch einen Autounfall zurück nach Wolfsegg und sich seiner Vergangenheit stellen.

Das Stück hat schon gut angefangen: Auf eine Art Leinwand wird eine Autofahrt projiziert. Die Farben sind negativ gehalten und es wirkt unwirklich, wie eine Art Traum. Es fahren Autos vorbei, die merkwürdige Formen haben und die Zuschauer sind schon mal in der Gedankenwelt des Murau gefangen, welcher die Situation unwirklich findet und nun zurück zum Ort seiner Kindheit fährt, welcher ihn noch immer verfolgt. Der gewaltsame Tod seiner Eltern ist für ihn noch keine Wirklichkeit.

Auch der Rest war sehr atmosphärisch düster und sehr bedrückend. Das Stück wird größtenteils aus den Gedanken Muraus und seinen Unterhaltungen mit seinem ihm begleitenden Schüler Gambetti, welchen er gleichzeitig aber auch als seinen Lehrer betrachtet, weil beide ihre Gedanken ergänzen, erzählt. Ich fand es gut, dass viele Schauspieler eine Art Strumpfmaske über ihren Gesichtern hatten, wodurch die Gesichtszüge nicht einsehbar waren. Dies betont noch einmal die Unwichtigkeit von ihren Charakterzügen und ist zusätzlich noch ein weiterer Faktor, der das Stück nochmal mysteriöser macht. Besonders gut gefallen haben mir die Masken bei Muraus Schwestern, bei welchen der Charakter nicht wichtig war, weil sie nur als Marionetten ihrer Mutter gedient haben. Dies hat man auch gut gesehen, als sich die beiden ganz langsam und anmutig in einer Szene bewegt haben, als ob sie an feinen Fäden hängen würden und nur kontrolliert werden würden. Diese Masken sind übrigens bei Muraus Schwestern innerhalb des Stückes abgelegt worden, als das Stück in die Gegenwart gewechselt hat und es um die Beerdigung der Eltern ging, welche in den Zeitungen als ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft bezeichnet wurden. 

Ich fand eine Szene besonders beeindruckend: In dieser Szene wird Murau von seinem Schüler in eine Wasserschüssel gedrückt, wo er nicht atmen kann und das immer wieder, sodass er kaum Ruhe bekommt. Nach einer Weile hört Gambetti damit auf und geht zur Seite, jedoch hört Murau nicht auf, in das Wasser einzutauchen. Dies ist ein beeindruckendes Bild: Auch wenn die Jahre der Qual in Wolfsegg schon lange vorbei sind, sind es ihre Wirkungen noch nicht. Er muss sein ganzes Leben damit leben. Auch interessant fand ich eine Szene, in der Murau von seinen Schwestern mit einem roten Faden umwickelt wurde. Dies steht auch sinnbildlich für die Fesseln und die Kontrolle der ganzen Jahre und dass er nur eingeengt wurde.

Insgesamt würde ich das Theaterstück auf jeden Fall empfehlen. Für Menschen, die viel Action in einem Theaterstück erwarten, jedoch nicht. Es war eher ruhig und gleichzeitig bedrückend. Es waren viele interessante Gedanken dabei, über die man sich auch noch Tage später Gedanken machen kann und ich bin mir sicher, dass man erst nach mehrmaligem Anschauen alle Sinnbilder verstehen kann.

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