Interview mit Maria Paleou zur Intensivklasse aus der Ukraine

EULE

von Annika (6c)

Seit wann sind die ukrainischen Schüler nun schon hier und welchen Eindruck machen die Schüler auf Sie, jetzt wo diese aus ihrer Heimat geflohen sind und sich hier erst einleben müssen? 

Die Schüler und Schülerinnen sind seit dem 1.05.22 am LGG. 

Gerade am Anfang war das für die Schüler eine neue Umgebung und sie schienen auch sehr verunsichert zu sein, sehr zurückhaltend und schüchtern, aber jetzt sind wir ja etwas über einen Monat hier und da merkst du, dass sie langsam von dem Verhalten her einer üblichen Klasse nahekommen. Mittlerweile kann ich sagen, dass sie sich sehr gut eingelebt haben, sich wohlfühlen und sich auch Freundschaften untereinander gebildet haben. Sie scheinen gerne hier zu sein. 

In welchen Altersklassen befinden sich die Schüler hier? Unterrichten Sie mehr Mädchen oder Jungen? 

Wir haben Schüler zwischen 11 und 14 Jahren. Es sind in der Klasse zudem 4 Jungen und 15 Mädchen, es besteht also ein deutlicher Unterschied. 

Womit bringen Sie den Schülern den Unterrichtsstoff bei? 

Wir haben mittlerweile ein Lehrwerk, welches aus einem Buch und einem Übungsheft besteht. Und zusätzlich noch ein Wörterbuch, welches im Grunde genommen wie ein Vokabelheft ist. Das Lehrwerk spricht vor allem Themen an, welche für den Schulalltag benötigt werden. Sprich, die Schulsachen oder die Räume, wie nennt sich der Schüler, die Schülerin. Wie kann ich mit anderen Menschen kommunizieren. Auch über den PC und den Projektor können wir Aufgaben bei Schwierigkeiten mit dem Verständnis gemeinsam bearbeiten. Wir versuchen auch mit den Schülern nicht ausschließlich Deutsch zu machen, sondern auch andere Fächer wie Kunst und Sport. Zwar nur einmal die Woche, aber das alleine ist schon mal Abwechslung für die Schüler und Schülerinnen. 

Dann haben wir auch noch versucht, die Schüler der Intensiv-Klasse mit Gleichaltrigen Kontakt aufbauen zu lassen, indem wir Aktivitäten mit anderen Klassen eingeführt haben. 

Können Sie eigentlich Ukrainisch sprechen? 

Nein, meine Muttersprache ist Griechisch. 

Wie verständigen Sie sich dann im Unterricht? 

Die Gruppe der Schüler ist eine gemischte Gruppe. Wir haben unterschiedliche Sprachniveaus von A1 bis A2. Wenn die Kommunikation am Anfang nicht klappt, versuche ich den Unterricht über Bildmaterial verständlich zu machen. Wenn ich merke, dass etwas nicht verstanden wird, dann versuche ich es durch die Hilfe der Schüler, welche in der Ukraine bereits Deutsch gelernt haben. Sollte dies ebenfalls nicht klappen, habe ich als letzte Option dann den Google-Übersetzer, welcher die übersetzte Erklärung an die Wand projiziert. 

Wie ergeht es den Schülern außerhalb des schulischen Alltags? 

Ich weiß nicht, was diese außerschulisch machen. Aber ich kenne auch die familiären Hintergründe nicht. Ich bin da auch sehr vorsichtig, weil ich nicht weiß, ob ich da eventuell Themen anschneide, die den Schüler da emotional auch mitnehmen und deswegen traue ich mich noch nicht wirklich zu fragen, wie die Wohnsituation aktuell  ist. Wir haben schon das ein oder andere Angebot vorgestellt, was die Schüler außerhalb der Schule machen können. Inwiefern sie sich jedoch auch privat treffen, weiß ich nicht. Ich hatte allerdings neulich gefragt, ob sie auf dem Schlossgrabenfest waren und da wussten die Schüler tatsächlich nicht, dass das stattgefunden hat. Was ich jedoch mitbekomme, ist, dass sie sich ab und an im Aquarium treffen. Allerdings bleiben sie meistens noch unter sich – durch die Sprachbarriere ist es noch etwas schwierig, Kontakt aufzubauen. 

Was können wir, die Schüler des LGG, selbst tun, damit sich die ukrainischen Schüler hier besser einleben und wohlfühlen? 

Ich denke, es ist immer ganz schön, wenn man auf die Schüler zugeht. Vielleicht überlegt man sich als Klasse auch mal eine gemeinsame Aktivität, die ihr machen wollt, zum Beispiel Spiele, welche nicht unbedingt auf Sprache basieren. Durch die Körpersprache kann man auch viel kommunizieren, damit das Eis gebrochen wird. 

Gemeinsame Zeit, denke ich, und auch Dinge, die ihr machen könnt, ohne dass dies all zu sprachlastig ist. 

Das wäre vielleicht ein Ansatz. 

Man könnte es auch einrichten, dass man Partner hat. Also Partner, welche sich die Schüler selbst aussuchen, wo ihr euch dann zusammenfindet. Ohne bestimmte Vorgaben. Denn oftmals ist es eine Frage der Sympathie – wo fühle ich mich wohl? 

Aber ich denke, dies sind Dinge, welche sich nach und nach entwickeln. 

Wie wird es mit den Schülern jetzt weitergehen? 

Für die Schüler, welche der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind, gilt es in erster Linie, die Sprache zu verbessern und zu verstehen. Fittere Schüler, von welchen ich auch schon ein, zwei in der Klasse habe, habe ich schon zum Teil in eine Regelklasse eingeteilt. Sie gehen also zweimal die Woche in eine reguläre Klasse ihres Alters und besuchen dann wirklich den gesamten Vormittag die Unterrichtsfächer. Je nach Fortschritt des Schülers wird dies dann individuell angepasst. Die Besuche werden also häufiger, zweimal, dreimal, viermal die Woche, bis der Schüler sagt, dass er alles soweit versteht und keinen Nachteil hat und dass er gerne in der Klasse bleiben will. Maximal ist allerdings ein Jahr gesetzt. 

Herzlichsten Dank für das Interview! 

            Raum der Intensiv-Klasse 

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