M&M – Eine zwei Jahre lange Reise

EULE

von Nils Reichert

Zu Beginn der 11. Klasse (2021) gab es am Jahresanfang die Ausschreibungen für alle möglichen AGs mitsamt der Musical-AG. Mich interessierten schon lange Geschichten und Musik, weswegen ich nicht lange überlegen musste und mich einschrieb. Selbst hatte ich schon viel kreativ geschrieben und teilweise schon etwas Musik produziert. Die Musical-AG bestand anfangs nur aus dem Musikkurs der E-Phase. Allerdings zerstreute sich das Feld schnell und schließlich waren neun verschiedene Schüler in der “Storygruppe”. Nora und ich übernahmen zusammen mit Frau Sandvoß, die die AG ins Leben gerufen hatte, und Frau Gentzik die Leitung der Musical-AG.

Wir nahmen uns vor, ein Drehbuch zu schreiben. Nach unserem ersten Treffen war klar, dass wir eine eigene Geschichte schreiben wollten. Das Genre „Krimi“ hatte es uns angetan und so fingen wir an, eine Parodie basierend auf dem Klassiker „Mord im Orient Express“ zu schreiben. Aus „Mord im Orient Express“ sollte „Mord in der Linie 3“ werden.

Wir trafen uns wöchentlich, doch merkten schnell, dass es keine so gute Idee war, eine Geschichte einfach von vorne nach hinten zu schreiben. Denn die Handlung wurde immer komplizierter und wir mussten die Story letztendlich komplett verwerfen.

Nun begannen wir an einem Konzept zu arbeiten, aus dem sich „M&M“ entwickeln sollte. Leider hatten über die Zeit hinweg viele aus der Storygruppe die Lust am Schreiben verloren und kamen nicht mehr zu den Treffen. So kam es, dass wir nur noch vier waren. Nora, Mark, Jona und Ich.

Es folgten etliche Treffen, per Video während Corona und anschließend auch in Präsenz, in denen wir die grundlegende Geschichte entwarfen. Irgendwann klinkten sich auch Mark und Jona aus der Storygruppe aus und den Rest der Reise, was die Geschichte angeht, beschritten Nora und ich.

Wir warfen Szenen raus und nahmen neue rein, verbesserten vorhandene und stritten uns über Gegenstände, die geworfen werden sollten. Wir bekamen die Chance von Frau Sandvoß an einem Workshop über Songwriting teilzunehmen. Dieser wurde von ihrer guten Freundin Angelika Glitz geführt. Von ihr bekamen wir auch wertvolle Tipps für die Geschichte. Sie selbst ist Schriftstellerin und Songwriterin von Beruf.

Bald folgte die Werkschau (2022), ein Event an unserer Schule, bei der alle musischen AGs etwas vorführen können oder zeigen, an was sie gerade arbeiten. Natürlich waren wir da auch vor Ort und stellten unsere Geschichte in Form von Standbildern vor. Zwar waren wir noch lange nicht fertig, aber das grobe Gerüst stand.

Während der Sommerferien stellten Nora und ich die erste Version des Drehbuchs fertig. Wir beide schrieben innerhalb einer Woche mehrere Szenen und gingen diese dann kritisch beim nächsten Treffen durch. Stolz schickten wir unser Werk umher, auch an Frau Glitz, die Schriftstellerin. Es gab zwar lobende Worte, aber auch viele Verbesserungsvorschläge. Wir zweifelten kurz, ob wir diese wirklich umsetzen sollten, da die viele Arbeit schon zu ahnen war und wir das Musical ja eigentlich vor den Sommerferien über die Bühne bringen wollten. Doch für uns galt: „Wenn, dann richtig“ und so gingen wir unser Drehbuch nochmal durch, ergänzten weitere Szenen und verbesserten viele Logikfehler. Im Frühjahr 2023 stand unser fertiges Skript schließlich.

Die Zeit der Songs begann. Ich hatte schon früher begonnen, für einige Songs Beats zu schreiben. Teilweise hatte ich bis zu 3 verschiedene Versionen für einzelne Songs. Jona Illic stellte uns eine Cloud zur Verfügung und ich begann, meine Beats hochzuladen. Für das Komponieren trafen wir uns dann häufig bei Nora. Meistens brachte ich ein paar Beats mit und wir suchten einen aus, setzten Strophen und Refrain Teile dahin, wo sie für uns am sinnvollsten erschienen und begannen, den Text zu schreiben. Für mich viel es sehr schwer Gesangsmelodien zu komponieren, aber Nora schien dies keine Probleme zu bereiten. Carla und Jona griffen uns dabei ebenfalls unter die Arme.

Gleichzeitig begannen wir, uns nach Schauspielern umzuschauen. Selbstverständlich hatten wir vorher schon begonnen, verschiedene Schüler zu fragen, ob sie bei uns mitspielen wollen, allerdings hatten wir nicht viele Zusagen erhalten. Deshalb veranstalteten wir ein offenes Treffen für alle Interessierten. Es kamen einige Personen zusammen und wir begannen mit den ersten Proben, meist am Wochenende.

Die nächste Werkschau (2023) stand an und wir konnten unsere neue, verbesserte Geschichte präsentieren. Es ging diesmal über die üblichen Standbilder hinaus. Der erste Song, der Streitsong, wurde vorgespielt. Nun war endgültig klar: ein Rückzieher war nicht mehr möglich.

In der Projektwoche gelang es uns, fast jede Szene einmal durchzuspielen. Dabei lernten wir durch Frau Gentzik, wie nützlich Improvisation für das Erarbeiten eines Bühnenstücks ist. Wir hatten nun für jede Rolle eine Person, die Besetzung wechselte jedoch noch häufiger. In den Sommerferien 2023 schrieben Nora und ich fast alle Songs fertig (den letzten Song, einer der Livesongs, schrieben Nora, Henning und ich in den Herbstferien). Nach den Ferien legte wir die Termine für die Aufführungen fest: 01.12.23 und 02.12.23. Es begann eine Zeit, die für mich, Nora und unsere Schauspieler sehr stressig war. In kürzester Zeit mussten wir 17 Szenen proben und optimieren. So wir hatten wir beispielsweise noch kaum Bewegung innerhalb mancher Szenen.

Nora nahm die Organisatorische Aufgabe an sich. Zusammen entwickelten wir einen Probenplan und Nora hatte diesen bald nahezu auswendig im Kopf. So war es sie, die sagen konnte, was als nächstes anstand und wie wir weitermachen konnten, falls wir mal nicht alles geschafft hatten.

Nachdem klar war, dass wir wegen Sanierungen nicht in die Halle am LGG konnten, war die Viko so nett, uns ihre Halle und Bühne zur Verfügung zu stellen. Jack, ein Schüler der Viko und Mitglied der dortigen Technik-AG, zeigte uns die Halle und war als Vermittler häufig tätig.

Wir probten und probten, gründeten die Gestaltungsgruppe und bastelten über die Herbstferien viele Requisiten. Dabei halfen uns Elias, Kai und Zara. Den berühmten Bus bastelte Frau Bröning mit der 7b. Außerdem konnten wir über Herr Harres viele Requisiten vom Staatstheater ausleihen.

Die Kostümproben waren die ersten, die tatsächlich in der Viko stattfanden. Hierbei bauten wir auch das erste Mal unsere Bühnenbilder auf. Zwar hatten wir uns über diese schon vorher Gedanken gemacht, allerdings lief natürlich nicht alles nach unseren Vorstellungen ab. Wir mussten also mit dem arbeiten, was wir hatten bzw. nicht hatten. Das war im Nachhinein aber gar nicht schlecht, denn die unerwarteten Veränderungen verliehen unserem Musical seinen ganz eigenen Anstrich.

Auch die Technik AGs von LGG und Viko waren vor Ort. Dadurch konnten wir mit Mikros und richtigen Boxen üben. Wir entschieden uns außerdem dazu, Headsets zu nutzen. Diese zusammenzubekommen, war allerdings ein ganzschönes Chaos. Am Ende hatten wir Headsets vom LGG, der Viko, der LIO und der Lichtenbergschule.

Bei den letzten Proben hatten wir das Gefühl, dass viel noch nicht sitzt. Als wir dann allerdings die Schauspielenden einfach mal spielen ließen, ging das Stück doch ganz flott über die Bühne. Tja, Probieren geht eben über Studieren.

Und dann war der große Tag gekommen: wir führten unser Musical “M&M” auf. Beide Aufführung verliefen wundervoll. Es kamen viele Zuschauer, die kräftig applaudierten, und in der Pause wurden alle mit leckerem Essen und Getränken versorgt. Nur bei der zweiten Aufführung gab es technische Probleme mit Übersteuerungen. Nach der Pause konnte das Problem jedoch behoben werden und so wurde die zweite Aufführung ebenfalls ein großer Erfolg.

Nun ist die Reise noch nicht ganz vorbei. Die Einnahmen müssen verwaltet, ein Nachtreffen geplant und Berichte geschrieben werden :).

Eins ist aber klar, das alles wäre niemals ohne die riesige Unterstützung von so vielen Menschen möglich gewesen. Vorneweg steht Nora, die mit mir zusammen dieses unfassbar aufwendige Projekt seit Tag eins durchgezogen hat. Aber auch an Frau Sandvoß, Frau Gentzik, unsere Schauspielenden, die Technik-AGs und alle anderen Helfer geht ein ganz großer Dank raus!

Ich hoffe inständig, dass ich niemanden vergessen habe und bedanke mich sehr für die tolle Zeit. Ich freue mich schon darauf, irgendwann an “M&M” und diese Zeit zurückzudenken.

Vielen Dank für alles!

Nils Reichert

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