Von Magdalena Gass, 9a
Zu Beginn würde ich euch gerne eine kleine Geschichte erzählen. Manche von euch kennen sie vielleicht. Also: Der Besitzer eines Weinberges ging früh am Morgen auf den Markt, um Arbeiter anzuheuern. Er und die Arbeiter einigten sich auf einen Silbergroschen (ein Silbergroschen reicht gerade für einen Tag) als Tagelohn. Etwas später ging er erneut auf den Markt und sah andere
Arbeiter untätig herumstehen. Auch ihnen bot er an auf dem Weinberg zu arbeiten. Zu den
Arbeitern sagte er: „Geht ihr auch in den Weinberg und ich gebe euch, was recht ist.“ Zwei
weitere Male ging der Besitzer des Weinberges auf den Markt, sah dort Arbeiter stehen und sagte
das gleiche zu ihnen. Später, als er nun zum fünften Mal auf den Markt ging und Arbeiter sah, die
nicht eingestellt wurden, sagte er, dass sie auch in den Weinberg gehen sollten. Am Abend
schickte der Besitzer des Weinberges seinen Verwalter zu den Arbeitern, damit er ihnen den Lohn auszahlte. Er solle jedoch bei den letzten anfangen und den ersten den Lohn zuletzt geben. Als die Ersten jedoch sahen, dass die anderen Arbeiter, die weniger als sie gearbeitet hatten, den
gleichen Lohn von einem Silbergroschen bekamen, beschwerten sie sich beim Besitzer. Der
Besitzer sah das jedoch anders und sagte: „Ich tu kein Unrecht. Wir haben uns doch auf einen
Silbergroschen geeinigt, oder? Nimm was jetzt dir gehört und geh! Ich werde dem letzten aber
das selbe geben wie dir.“
Uff, Ende der Geschichte. Hat einer von euch sie erkannt? Richtig, eigentlich stammt die
Geschichte aus der Bibel. Doch weil ich weiß, dass manche bei dem Wort „Bibel“ schon keine
Lust hätten weiterzulesen, hat dieser Artikel hier so gut wie nichts damit zu tun. Doch kommen wir auf die Geschichte zurück. Was meint ihr, ist das gerecht, was der Besitzer macht? Und um noch
eine Frage hinterherzuwerfen, was ist eigentlich Gerechtigkeit?
Um diese Frage zu klären, habe ich mein Lexikon aufgeschlagen und mal geschaut, was da so
drin steht. Doch das Lexikon gab mir nicht eine Definition, sondern gleich mehrere. Um nur zwei
zu nennen: „ Lateinisch Justitia, ursprünglich bis ins Religiöse erhöhte Norm des menschlichen
Zusammenlebens, die „jedem das Seine“ zukommen lässt. Die Philosophen Platon und
Aristoteles erhoben Gerechtigkeit zur Kardinaltugend, die das Zusammenwirken der anderen
Tugenden, insbesondere die Ausgewogenheit von Vor- und Nachteil, regeln sollte“ oder „Als Inhalt der
Rechtsidee zielt Gerechtigkeit auf die Harmonie in der Menschenwelt; sie weist an, Gleiches
gleich, Ungleiches ungleich zu behandeln; damit ist sie Grundlage der Gemeinschaftsordnung.
Traditionell (nach Aristoteles u. Thomas von Aquin) gibt es eine Dreigliederung der Gerechtigkeit,
deren Teile miteinander im Widerstreit liegen können: Als Justitia legalis bedeutet Gerechtigkeit
Gehorsam gegen die rechtmäßige Obrigkeit und ihren Gesetzen, als austeilende Gerechtigkeit
(Justitia distributiva) und als ausgleichende Gerechtigkeit (Justitia commutativa) bestimmt sie die
Verwirklichung der Rechtsidee“.
Hä? Genau, das habe ich mir auch erstmal gedacht. Doch was bedeutet das eigentlich? Wir alten
Lateiner wissen natürlich, dass Justitia die römische Göttin der Gerechtigkeit ist. Der Rest des
Satzes bedeutet soviel, wie: Die Gerechtigkeit ist ein Grundsatz der Gesellschaft, die jedem das
gibt, was er verdient hat. Im nächsten Satz kommen noch die Griechen ins Spiel. Platon und
Aristoteles bezeichneten die Gerechtigkeit als höchste Tugend, die das Zusammenspiel der
andern regelt.
Okay, soweit alles klar? Wenn nicht, einfach nochmal lesen, vielleicht hilft das.
Kommen wir zur zweiten Definition. Manche von euch haben sich vielleicht schon mal damit
beschäftigt. Zusammengefasst bedeutet das etwa: In der Rechtsidee zielt die Gerechtigkeit auf
das friedliche Leben in der Gesellschaft. Traditionell gibt es eine Gliederung der Gerechtigkeit aus
drei Teilen, die sich gegenseitig widersprechen können. Wer beim Lesen aufmerksam war, merkt
vielleicht, dass das alles die Frage immer noch nicht genau geklärt hat. Aus diesem Grund habe
ich der KI der Suchmaschine „Ecosia“ die Frage „Was ist Gerechtigkeit?“ gestellt. Dies habe ich
immer wieder gemacht, damit die Antwort möglichst präzise wird. Raus kam dabei das:
Gerechtigkeit bedeutet, dass Menschen fair behandelt werden, basierend auf ihren Handlungen
und Bedürfnissen. Es beinhaltet das Prinzip, dass jeder das Recht hat, entsprechend seiner Taten
und Bedürfnisse behandelt zu werden. Gerechtigkeit findet Anwendung in verschiedenen
Bereichen wie dem Rechtssystem, der Verteilung von Ressourcen und sozialen Beziehungen. Es
gibt unterschiedliche philosophische Ansätze zur Definition und Umsetzung von Gerechtigkeit, die je nach Kultur und Kontext variieren können. Mir persönlich gefällt diese Definition sehr gut, auch wenn sie wieder verschiedene Bereiche anspricht.
Auf einem anderen Gerät habe ich der KI die gleiche Frage gestellt und auch die Antwort war sehr ähnlich. Zusätzlich tauchten aber noch die Begriffe Fairness und Gleichheit auf. Da mir das als Antwort aber immer noch nicht gereicht hat, habe ich in meiner Umgebung zugehört, um zu erfahren was für sie Gerechtigkeit ist. Dabei habe ich verschiedenes gehört. Und das ist auch der Punkt mit dem ich diesen Artikel abschließen möchte. Es gibt nicht „die Gerechtigkeit“. Jeder versteht etwas anderes darunter und je nach Situation kann sich dies auch ändern. Und zum Schluss noch eine letzte Frage, was ist für euch Gerechtigkeit?