Pathologie – Arbeitsplatz meines Vaters

EULE

eine Reportage von Claire (8a)

Außer dem leisen Summen der Lichter und der gedämpften Schritte der Putzfrauen herrscht im Gebäude Totenstille. Obwohl der Ort tagsüber von Menschen (Pathologen, Pathologie-Assistenten, usw.) wimmelt, herrscht dort abends eine erdrückende Stille mit geisterhaft leeren Gängen. „Eintritt gewinnt man nur mithilfe eines Mitarbeiterpasses“, sagt Alex Filatenkov, mein Vater und ein Pathologe, der im Institut der Pathologie des Universitätskrankenhauses Oklahoma arbeitet und sich auf Brustkrebs spezialisiert hat. 

Wir machen zunächst halt an einem Ort, wo „slides“ gemacht werden, auf Deutsch Objektträger. „slides“ oder auch „stains“ genannt sind Gläser, die gefärbt sind, sodass spezielle Tumorzellen im entnommenen Gewebe unter dem Mikroskop sichtbar sind. Dabei werden erstmal die Organe, die von den Chirurgen vorher rausoperiert wurden, von sogenannten Pathologie Assistenten („pathology assistant“) vorbereitet und die entscheidenden Stellen aus den Proben entnommen. Diese Proben werden in einem Wachsblock verhärtet. Daraufhin erhalten die Pathologie Techniker diese und machen daraus „slides“. Die verbliebenen Organe, bzw. Gewebsproben werden dann in einem Nebenraum in verschlossenen Gläsern aufbewahrt. Es läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich darüber nachdenke.

Arbeitsplatz meines Vaters
Arbeitsplatz der Pathologie Assistenten

Als nächstes führt mich mein Vater zu seinem Büro. Als Pathologe verfügt man über ein eigenes Büro: ein paar simple Schränke und Regale, ein längerer Bumerang-förmiger Tisch, zwei Stühle, ein Computer mit zwei Monitoren und ein Microskop, durch das zwei Personen durchgucken können. Deine Aufgabe als Pathologe ist es, dir „slides“ anzugucken und zu bestimmen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt und wenn ja, um welchen genau es sich handelt, sodass die notwendige Behandlung beginnen kann. Täglich werden ein Haufen „cases“ (Fälle) vorgelegt, welche nicht nur die fertigen Objektträger, sondern auch die Geschichte der Person, z. B. ob sie schon vorher Krebs hatte oder Vorerkrankungen vorliegen, beinhalten. Zusätzlich erhält man Berichte von Klinikärzten. Mithilfe dieser ganzen Information wird die Diagnose gestellt. Nicht nur wegen des Mangels an Zeit und Ärzten ist der Job stressig, sondern auch, da du weißt, dass, wenn du etwas übersehen hast und eine falsche Diagnose stellst, die Person die falsche Behandlung bekommt. „Die Pathologie ist diagnostische Medizin, das heißt, dass es sich um den Bereich der Medizin handelt, der sich mit der Krankheitserkennung beschäftigt.“, meint Alex. Für jeden Fall gibt es eine Deadline, wo es eine Konferenz gibt und man seine Ergebnisse zu den einzelnen „cases“ abgibt. Das nennt sich Tumorkonferenz. Doch oft ist es nicht so einfach und manchmal gibt es „cases“, die ein richtiges Rätsel sind und die erst nach mehreren Jahren verstanden werden können. „In der Pathologie lernt man auch nach vielen Jahren der Arbeit immer etwas Neues. Man muss immer darauf gefasst sein, einen „case“ zu bekommen, der etwas Neues ist, etwas Anderes.“, erklärt Alex, „Und dies ist ja so faszinierend an der Pathologie!“.

Wie lang ist die Ausbildung zum Pathologen in den USA? „Drei Jahre benötigt man zum Facharzt für Pathologie und dann noch einmal 1 bis 2 Jahre für die Subspezialisierung Brustpathologie. Man lernt natürlich nie aus…“

Ist der Beruf sehr stressig? „Welcher Beruf ist das nicht!“

Was ist wohl das Faszinierendste an dem Beruf Pathologie? „Sicherlich ist es das Schönste, wenn man mit der richtigen Diagnose die korrekte Therapie festlegen kann. Selbstverständlich gibt es auch einige weniger schöne Aspekte. Unterrichten gehört dazu.“

Um nicht ganz auf der negativen Seite zu enden, für Alex macht eine weitere Seite viel Spaß: die Möglichkeit, Wissenschaft zu machen.

Auf dem Weg aus dem Gebäude kommen wir an einer Porzellanschale in Form eines Gehirns vorbei mit der Aufschrift „brain candy“ und ich schmeiße mir eine Süßigkeit in den Mund.

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EULE Redaktion

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